Ich wurde schon oft gefragt, wie das denn genau funktioniert.
Eine Ausbildung mit Kind und dann noch chronisch krank & behindert sein… Ist das überhaupt machbar?
Die Antwort darauf ist gar nicht so einfach..
Ja und irgendwie auch nein. Es ist schwierig und kräftezehrend. Stressig und nervig. Manchmal fühlt es sich nicht realisierbar an und gleichzeitig macht es mir großen Spaß.
Diese Umschulung ist etwas, das ich ganz allein für mich selbst mache.
Damit ich in einem Job arbeiten kann, der mir Freude bereitet und mich nicht körperlich kaputt macht. (Noch kaputter, als mein Körper eh schon ist 😃)
Aber puh, es ist eine riesengroße Herausforderung mit einem Kita-Kind, vor allem im Winter. Eltern kennen das. Gerade die letzten Wochen waren super anstrengend und intensiv.
Aber nun einmal von vorn:
Ende November letzten Jahres habe ich die Nachricht von meinem Bildungsträger bekommen, dass ich die Anmeldung zur AP1 unterschreiben soll.
(AP1= Abschlussprüfung 1; ist der Zwischenprüfung in anderen Ausbildungsberufen ähnlich)
Das kam völlig unerwartet und hat mich total aus der Bahn geworfen.
Ich bin davon ausgegangen diese Prüfung ein halbes Jahr später zu schreiben, so wie die anderen aus meinem Kurs eben auch.
Dazu muss ich kurz folgendes erklären:
Die Umschulung, die ich gewählt habe, läuft online. Das heißt, es gibt ein virtuelles Klassenzimmer. In der Niederlassung, in der ich mich befinde, ist niemand aus meinem Kurs. Mein Kurs ist bundesweit verteilt. Und fast alle Umschüler schreiben ihre AP1 erst im Herbst.
Deshalb habe ich mein Bestes gegeben, um diese Prüfung verschieben zu können.
Ich habe mit dem Schulungsmanager aus meiner Niederlassung und auch meiner zuständiger IHK gesprochen. Beides war wirklich sehr ernüchternd.
Daraufhin habe ich in einer anderen Niederlassung angerufen und mit einer Schulungsmanagerin gesprochen, die mich auch schon unterrichtet hat und von der ich wusste, dass sie sich mit der AP1 gut auskennt.
Das Gespräch hat mir wiederum sehr viel Mut gemacht.
Sie hat dann auch noch einmal mit meiner zuständigen IHK gesprochen, weil die letztendlich die Entscheidung treffen und daran war dann auch leider nichts mehr zu rütteln.
Ergo: Ich musste die Prüfung schreiben. GESTERN.
Ich wusste also Mitte Dezember, dass ich zwei Monate später eine Prüfung schreibe. Unter normalen Umständen würde man denken:
Joa, blöd gelaufen, aber machbar.
Als chronisch kranker und behinderter Mensch braucht man vielleicht auch mal mehr Zeit.
Mit einem Mann, der sich zeitgleich in der Prüfungsphase befindet? Puh…
Und dann mit Kita-Kind im Winter? No way!
Im Dezember war meine Tochter 2 Wochen krank = keine Zeit zum Lernen.
Im Januar/ Februar waren wir alle 3 Wochen krank = keine Zeit zum Lernen.
Im Endeffekt hatte ich zweieinhalb Wochen Zeit.
Ich habe morgens meine Tochter zur Kita gebracht, dann gelernt (den Unterricht nicht wirklich verfolgt, sondern mich auf meine Prüfung fokussiert).
Nach der Einschlafbegleitung noch mal bis 23 Uhr an den Schreibtisch gesetzt und morgens um halb 6 natürlich versucht wieder einigermaßen fit zu sein.
Es war krass. Es war heftig. Aber ich habe es geschafft.
Es wird nicht die beste Prüfung sein, aber die Umstände haben mir es auch extrem erschwert. Und dafür habe ich es dann doch ganz gut gemeistert.
Und ganz ehrlich?
Ich bin verdammt stolz auf mich, dass ich es noch irgendwie geschafft habe, diese Prüfung einigermaßen hinzubekommen, obwohl es zwischenzeitlich so aussichtslos war.
Und gestern Abend habe ich gemerkt, was für eine riesengroße Last von mir abgefallen ist.
Weniger Stress und mehr Zeit für schöne Dinge.
Der Frühling darf dann jetzt gerne kommen 😊