Vor einiger Zeit erzählte ich, welche Hürden es mit sich bringt, wenn man unsichtbare Behinderungen hat. Ich werde angestarrt, begutachtet und bewertet, wenn ich eine Behindertentoilette oder ähnliche Räumlichkeiten aufsuche. Fremde Menschen mischen sich ein und werden sauer. Absolut zu unrecht. Sie möchten, dass ich mich erkläre.
Es gab eine Zeit, da hab ich es gemieden diese Räumlichkeiten zu nutzen, weil ich den Reaktionen aus dem Weg gehen wollte. Ich hatte Angst davor, beweisen zu müssen, dass ich behindert bin.
Die Meisten haben bei behinderten Personen leider immer noch die Rollstuhlfahrer:innen im Kopf- was ja im Grunde auch nicht falsch ist. Nur gibt es eben eine Vielzahl an unterschiedlichen Behinderungen und einige davon sind unsichtbar.
Aber warum haben die Menschen das Gefühl, sich einmischen zu müssen?
In unserer Gesellschaft wird noch viel zu viel in Schubladen gedacht. Da sitzen Behinderte grundsätzlich im Rollstuhl oder sind anderweitig gehbehindert, Autisten sind nicht dazu im Stande Gefühle zu zeigen und Depressionen treten nur bei schwachen Menschen auf. Die Liste ist lang, ich könnte hier vermutlich zu jeder Krankheit oder Behinderung einige Irrtümer aufzählen. Wenn den Leuten dann etwas missfällt, das nicht in ihre Schublade passt, reagieren sie leider oft auch darauf. Meist nur in Gedanken, aber Einige leider eben auch mit Worten oder Taten, was für die Betroffenen sehr verletzend sein kann.
Jede Erkrankung oder Behinderung kann traumatische Erlebnisse mit sich bringen. Es kann für die Menschen schwer sein darüber zu reden. Mit Fremden erst recht.
Um für dieses Thema mehr Sichtbarkeit zu schaffen, habe ich vor einiger Zeit einen Aufruf gestartet und persönliche Geschichten von Betroffenen dazu gesammelt, die ich hier nun im Anschluss teilen werde. Ich danke wirklich jeder einzelnen Person von ganzem Herzen, die mir ihre Geschichte gesendet hat.
Du kannst auch weiterhin dabei helfen, dass mehr über unsichtbare Behinderungen gesprochen wird, indem du diesen Beitrag teilst und darüber sprichst: Mit deiner Familie, deinen Bekannten und Freunden, deinen Arbeitskolleg:innen oder anderen Betroffenen, denen es vielleicht ähnlich ergeht.
Wenn du noch eine Geschichte hast, die du teilen möchtest, kannst du mir diese gerne per
E-Mail an kontakt@stomalicious.de senden. Ich werde diesen Beitrag fortlaufend aktualisieren.
DANKE FÜR ALLES❤️
Das Beuteltiernetzwerk hat aufgrund der zuvor genannten Problematik einen Flyer erstellt, auf dem die Erkrankungen und Behinderungen aufgelistet sind, die eine Nutzung der Behindertentoilette erforderlich machen. Vielleicht kann er dir dabei helfen, dass du dich bei der Benutzung von Behindertentoiletten sicherer fühlst.
Den Flyer findest du hier:
https://beuteltiernetzwerk.com/flyer-behinderten-wc/
Den Euro-WC-Schlüssel, um den es sich in den kommenden Geschichten immer wieder handelt, kann man hier erwerben:
https://shop.cbf-da.de/product_info.php?products_id=61&osCsid=52d6f84122635975f906e2e1e0034f48
Es folgen nun eure persönlichen Geschichten:
Lea:
Ich wurde im Phantasialand von der Reinigungskraft angegangen, obwohl ich den Euro-WC-Schlüssel für die Behindertentoilette nutzte. Sie sagte mir:
„Du darfst da nicht rein, das ist nur für Behinderte!“
Ich zog meine Hose vorne runter und zeigte ihr den Stomabeutel.
Auf meine Frage, ob sie tauschen möchte, kam dann keine Reaktion mehr.
Mone:
•Ich nutze die Behindertentoiletten vor allem im Ausland mit dem Euro-WC-Schlüssel, wenn ich mit dem Wohnmobil auf Reisen bin.
Gerade in Ländern, wie Norwegen, Schweden oder Dänemark gab es überhaupt keine Probleme: Kein Kommentar und auch kein fragender Blick.
•Auf einem Konzert vor einigen Jahren nutzte ich ebenfalls den Euro-WC-Schlüssel, nachdem die Warteschlange der Damentoilette einfach zu lang war.
Nachdem ich fertig war, fragte ich ein Mädchen, das vor der Toilette wild herumzappelte, ob sie schnell gehen möchte, bevor ich wieder abschließe. Sie war überglücklich, denn wie sich herausstellte hatte sie die chronisch entzündliche Darmerkrankung Colitis Ulcerosa.
Ich erklärte ihr noch den Euro-WC-Schlüssel und wo man ihn bestellen kann, was sie dann kurz darauf auch tat.
Lila:
Stuttgarter Flughafen. Seit Jahren bekommt mir das Fliegen nicht mehr gut. Mir wird schlichtweg kotzübel, mein Kreislauf geht schwimmen und ich fühle mich elend. Nicht die ganze Zeit, leider immer bei jedem Landeanflug, die letzten 15 Minuten eines Fluges. Es ist eine rein körperliche Reaktion, denn Angst hatte ich beim Fliegen noch nie. Wir waren also im Landeanflug und mein Körper hat wohl gedacht, es wäre super passend, jetzt noch auf´s Klo zu müssen als wäre ich einen Tag nicht gewesen und ebenso kurz mal den Darm aufzuräumen. Nachdem wir also gelandet waren, endlich die Passkontrolle hinter uns hatten und zu den Gepäckbändern kamen, hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit eine Toilette aufzusuchen.
Ich sollte in den nächsten Minuten ein Klo für mich haben, mein Kreislauf hatte sich nicht wirklich erholt und ich würde bald platzen. Ich meine platzen, ein Beutel voll Scheiße unter meinem Shirt. Explodieren. Wie es dann eben ist, war die normale Toilette der Damen mit einer echt langen Schlange versehen, vor dem Behindertenklo standen bloß zwei junge Damen. Die Chance, dort schneller ein Klo zu haben, war höher, also stellte ich mich an. Mein Gott, ich wäre auch auf ein normales Klo gegangen und hätte alles vollgestunken. Aber meine Chancen standen hier besser.
Ich stellte mich an, die Mädels definitiv nicht augenscheinlich behindert und der folgenden Geschichte sowie ihrer Reaktion nach wahrscheinlich auch nicht unsichtbar behindert wie ich. Mein Mann war von der Toilette natürlich schon zurück und wartete auf mich, während es bei mir irgendwie gar nicht voranging. Ich wurde unruhiger und fragte ihn aus ein paar Metern Entfernung, welche Einschätzung er von der normalen Schlange hatte. Er signalisierte, dass ich beim Behindertenklo immer noch schneller sein würde.
Wir hatten niemanden zu dieser Unterhaltung eingeladen, aber ein Flughafenmitarbeiter fühlte sich wichtig genug, mir in einem Raum voller Reisenden zuzurufen, dass es immer noch ein Behindertenklo sei und ich ja dort nichts verloren hätte, genauso wenig wie die Damen vor mir. Ich rief ihm entgegen, dass ich ihm sehr gerne meinen Behindertenausweis zeigen könnte und ich sehr wohl auf dieses Klo gehen durfte. Daraufhin sagte er nur noch, dass er „mir das schon glaube oder so“, dass die Damen vor mir aber bestimmt nicht auf dieses Klo gehen sollten. Die Damen vor mir interessierte das einen feuchten Dreck. Ich drehte mich einfach von dem Mann weg und wartete weiter, ich weiß nicht, ob mir der Mann oder die Damen vor mir mehr auf den Sack gingen.
Kurze Zeit später durfte ich dann endlich in das Klo und mich auf vielerlei Arten erleichtern. Kurz alleine hinsetzen und atmen. Die näher kommende Explosion entschärfen und dabei trotzdem ordentlich Sauerei veranstalten, weil der Beutel bis oben hin voll war. Atmen.
Nach mir ging dann eine gehbehinderte Frau auf die Toilette, sie hatte bereits hinter mir gewartet und ich hatte keine Gedanken daran verschwendet, dass sie das Klo dringender bräuchte als ich und sie wiederum hatte mich nicht angesprochen, was ich auf dem Klo wollte. Während ich mich nicht mehr um diesen Mitarbeiter gekümmert hatte, hatte mein Mann sich nicht zurückhalten können und war an ihn herangetreten.
Raus kam, dass der Mann zwar mit der richtigen Intension angefangen hatte- das Behindertenklo sei für die, die es wirklich brauchen und nicht für Leute, die keinen Bock auf die Schlange haben- aber leider war sein Wissen diesbezüglich sehr lückenhaft. Für ihn war das Klo nur für gehbehinderte Menschen, weil das die einzigen Menschen waren, für die das Klo gemacht war… Puh. Ich hatte den Mann so sehr ausgeschaltet, dass ich nicht mitbekam, dass er den Damen applaudierte, als diese jeweils das Ko verließen. Wäre er bei mir noch da gewesen und hätte derartig reagiert, hätte ich definitiv eine Beschwerde an den Flughafen weitergeleitet.
Den Namen des Mannes habe ich, weil mein Mann sich den Namen des Mannes erfragt hatte, da diese Situation selbst für ihn – wohlwollend und ruhig wie er ist – sehr irritierend war. Ich berufe mich selten auf diesen Behindertenausweis und selten darauf, dass ich eine andere Behandlung benötige wegen meiner Gesundheit. Aber wenn ich es dann mal in Anspruch nehme, dann hätte ich gern keine ungefragte Bewertung meiner Situation. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass ich oft Wege finde, auf den normalen Toiletten schnelle Beutelwechsel zu machen bzw. auf so dumme Kommentare zu warten, wenn ich doch mal ein Behindertenklo für komplette Wechsel brauche.
Kerstin:
Mein Mann ist seit einem Jahr Stomaträger. Wir sind im letzten Jahr an die Ostsee in den Urlaub gefahren. Vorher hatte sich mein Mann den Euroschlüssel besorgt (ist ja noch alles neu für ihn / uns). Nun sind wir auf einem Rastplatz, mein Mann muss seinen Schietbüttel (Stomabeutel) leeren.
Auf zur „KloAnlage“… Bei den Damen reger Andrang, wie üblich.
Mein Mann dran vorbei, in die Behindertentoilette.
Ich stehe mit unserem Hund etwas abseits (ich musste auch mal, wartete aber bis mein Mann fertig war).
Eine ältere Frau, die zuvor mit ihrer Reisetruppe ausgestiegen war, die in der Damen-Schlange stand, meint lautstark zu verkünden:
„War ja klar. Die Toilette ist für Rollstuhlfahrer!“
Mein Mann war aber schon drin und hat dies nicht gehört.
Ich bin nicht auf den Mund gefallen und antwortete ihr ebenso lautstark:
„Eben nicht, junge Frau. Nicht jede Behinderung ist sichtbar. Dummheit kann man ja auch nicht sehen, aber bei Ihnen kann man sie ganz deutlich hören.“
ZACK – Ruhe… Leises Gelächter bei den Mitwartenden.
Man muss einfach Kontra geben und sich nichts gefallen lassen.
Sandra:
Ich erlebte unlängst. dass ich mit den Worten „Was? SIE sind behindert??“ empfangen wurde. Raststätte in Franken. Ich musste auf dem anderthalb stündigen Weg vom Arzt nach Hause dort anhalten, weil ich vermutete, dass meine Stomaversorgung unterlief.
Um das zu kontrollieren, brauche ich einen Spiegel auf Bauchhöhe, wie er auf dem Behinderten-WC zu finden ist.
Ich öffnete die Tür mit meinem Euro-WC-Schlüssel und fand keinerlei Papier auf der Toilette.
Also bat ich die zwei Mitarbeiten (ein Mann und eine Frau) um Papier. Meine Hand hatte ich in meiner Jackentasche (wo ich auch meine Ersatz-Versorgung drin hatte), um auf die Versorgung zu drücken.
Der Mann machte sich gleich auf den Weg durch die Zahlsperre und besorgte mir Papier vom Lager mit einer Entschuldigung für das Reinigungspersonal.
In der Zeit, in der der Mann unterwegs war (es dauerte eine Weile, weil er merkte, dass die Tür des Lagers verschlossen war und er den Schlüssel erst noch holen musste, bevor er mir das entsprechende Papier suchen konnte), musterte mich die Frau und sagte:
„Gehen Sie doch einfach auf die anderen Toiletten!“
Ich: „Kann ich jetzt nicht, ich muss dort hinein. Ich habe auch den Schlüssel dazu.“
Frau: „Was? SIE sind behindert??“
Ich: „Ja sieht man nicht oder?“
Merkte dabei schon, wie es unter der Platte warm wurde und diese unterlief.
Ich tippelte unruhig umher in der Hoffnung, dass nichts unter die Hose läuft.
Die Frau stand einfach weiter dort und sah mich an.
Das Papier kam rechtzeitig und ich konnte wechseln… Aber die Minuten waren sehr lang, vor allem mit der Frau neben mir, die den Aufwand wohl nicht fassen konnte. Ich wollte auch nicht vor den anderen wartenden Kunden erzählen, was gerade los ist.
Ansonsten habe ich auch gute Erfahrungen gemacht, als mich an einer öffentlichen Toilette für Männlein-Weiblein-Behinderte eine lange Schlange wartender Menschen vorließ und Verständnis hatte. Ich hatte gebeten schnell gehen zu dürfen, weil der Beutel randvoll war, was auch deutlich zu sehen war….
Manuela:
Wir müssen des Öfteren auf öffentliche Behindertentoiletten oder einfach auch nur so, wenn wir beispielsweise in Freizeitparks unterwegs sind.
Jedes Mal muss ich mich rechtfertigen, warum ich mit meinem Sohn auf der Behindertentoilette war.
Einmal war es sogar so schlimm, dass ich einer Dame den Behindertenausweis von meinem Sohn zeigen musste. Sehr traurig.
Man sieht ihm nun mal nicht an, dass er sich fünf Mal am Tag kathetern muss und Spina Bifida (=offener Rücken).
Michelle:
Ich erinnere mich an jeden verabscheuten Blick. Wie ich, junge Frau, mit langen augenscheinlich gesunden Haaren, es nur wage auf ein Behinderten-WC zu gehen.
„Hast du den Schlüssel von deinem Opa geklaut?“
(Ich habe meinen Großvater nie kennengelernt. Ich kenne ihn nur von Fotos. Dieser Spruch mag lächerlich klingen, aber es holt mich auch in die Realität zurück. Zu wissen, dass er nie da sein wird.)
„Natürlich, ich habe das Grab aufgebuddelt und sie ihm geklaut.“
Er soll mir Sicherheit geben. Ich wiege noch bei jeder Benutzung ab, ob ich genug Kraft habe, mich zu wehren. Bei all den oberflächlichen Sprüchen und Blicken.
„Ist ja voll toll, dann kannst du immer auf saubere Toiletten.“
(Wenn ich recht überlege, ist nichts tolles daran. Denn oft werden auch Behindertentoiletten aufgebrochen und es wird beschmiert & beschmutzt.)
„Dann zahlst du ja nichts auf den Raststätten.“
(Den Preis normal zu sein, bezahle ich schon. Ich kann ja nur unnormal sein, wenn ich da drauf kann. Und wenn die Menschen dann noch wüssten, dass ich eine Durchfallerkrankung habe, ekeln sie sich ja noch viel mehr vor mir.)
Ich kann nicht mehr ohne ihn. Er ist mein Anker auf hoher, stürmischer See.
Ein Hauch Metall, in Form von Glück.
Das Glück, vielleicht doch noch pünktlich zu sein.
Winzig klein, mit riesiger Präsenz.
Er gibt und nimmt mir Mut.
Der Schlüssel zum Glück.
Alia-Mila:
Ich hatte ganz zu Anfang meiner „Stomakarriere“ eine spezielle Begegnung.
Ich war mit meiner Tochter einkaufen und sie musste auf die Toilette.
Wir haben die Toiletten aufgesucht und mussten feststellen, dass alle besetzt waren.
Aus der Zeit vor dem Stoma, mit aktive Colitis Ulcerosa habe ich den Euro-WC-Schlüssel.
Ich dachte mir dann, okay, kannst du auch gleich mal deinen Beutel leeren.
Also sind wir zur Behindertentoilette gegangen.
Während wir drinnen waren, versuchte jemand rein zu kommen.
Ich sagte, wir sind gleich fertig.
Beide fertig, zur Tür gegangen, aufgeschlossen, geöffnet, schaute uns entsetzt eine Dame im Rollstuhl mit Begleitung an und meinte dann, als wir schon hinter ihr waren, dass es eine Frechheit sei, dass jeder diese Toiletten benutzt.
Ich habe mich noch einmal zu ihr umgedreht, mein T-Shirt hochgezogen und gefragt, ob ich jeder bin.
Ihr Blick war erschrocken, aber ich habe sie stehen/sitzen gelassen.
Anna-Lina:
•Ich war mit meinem Partner vor ein paar Jahren auf dem Weg in den Urlaub. Wir sind Abends losgefahren, um leere Straßen zu haben.
Ich habe große Probleme damit, auf öffentliche Toiletten zu gehen, weil ich Angst habe, Leuten die Toilette „wegzunehmen“, wenn nur eine zur Verfügung steht oder ich meine komplette Krankheitsgeschichte darlegen muss, um aufs Behindertenklo zu dürfen.
Was wir damals nicht bedacht haben, war, dass Raststätten nachts häufig geschlossen haben und McDonalds (die Toiletten sind meist top und daher mein Favorit) leider auch.
Wir kamen an einem vorbei, der nur noch für Drive-Through geöffnet war und mein Partner ging zu Fuß zum Fenster, um zu erklären, dass ich eine chronisch entzündliche Darmerkrankung habe, wir es nicht zu einer nächsten Ausfahrt schaffen würden und ob ich bitte in den geschlossenen Laden dürfte, um aufs Klo zu gehen.
Der Mitarbeiter hat sofort reagiert, keine weiteren Fragen gestellt und mir den Seiteneingang geöffnet. Er zeigte mir die Toiletten und versicherte mir, dass ich keine Umstände mache und wünschte mir beim Rausgehen alles Gute und sofern das denn ginge gute Besserung.
Also tatsächlich jemand, der das Wort „chronisch“ verstanden hatte und einfach nur helfen wollte. Und das Mitten in der Nacht und wahrscheinlich mit einem Regelverstoß irgendwelche fremden Menschen unbeaufsichtigt in einen geschlossenen Laden zu lassen.
•Andere (negative) Geschichte:
Ich war mit meiner Schwiegerfamilie im Campingurlaub.
Die Standard-Toiletten dort hatten winzige Kabinen, in denen ich mich bei Schmerzen niemals hätte nach vorn beugen können, es war einfach kein Platz und ich wusste mir nicht zu helfen.
Also bin ich auf die Behindertentoilette gegangen, nachdem meine Schwiegereltern mir genug Mut zugesprochen haben, dass ich nicht zu Unrecht diese Toilette nutzen würde.
Als ich wieder rauskam, ging ein Mann mit seiner Tochter an dem Toilettenhäuschen vorbei und erklärte ihr, dass diese Toiletten für Rollstuhlfahrer:innen seien.
Im selben Moment kam ich auf zwei gesunden Beinen aus der Tür.
Er sah mich an und es war eindeutig, dass ich mich in seinen Augen schlecht und unsozial verhalten hätte, dass ich auf dieser Toilette nichts verloren hätte.
Mittlerweile weiß ich, dass ich diese Toilette benutzen MUSSTE, aber in dem Moment habe ich mich unglaublich schlecht gefühlt und mir gewünscht, man könnte sehen, dass ich krank bin.
Inga:
•Ich war am Hauptbahnhof (Duisburg) und verpeilt wie ich bin, habe ich unter den ganzen Schlössern am Behinderten-WC das Richtige nicht direkt gefunden. Der Mitarbeiter hat das gesehen und obwohl ich nicht behindert aussehe oder wirke, hat er mich kurz darauf hingewiesen wo das richtige Schloss ist. Ich bedankte mich, ging aufs Klo, alles tutti.
• Ich war an einer Raststätte. Ging zum Behinderten-WC und das Schloss hat gehangen.
Also bin ich zum Mitarbeiter gegangen und habe gefragt, ob er mir helfen könnte.
Dass ich aufs Behinderten-WC gehen wollte, aber das Schloss irgendwie hängt.
Er fragte, ob ich denn den richtigen Schlüssel hätte. Ich bejahte das.
Daraufhin kam er mit und hat mir geholfen die Toilette aufzuschließen. Keine Ahnung, warum das Schloss hing, aber danach hat es funktioniert.
•Negative Erfahrungen habe ich eher weniger gemacht.
Einmal war auch eine „coole“ Situation am Hauptbahnhof Düsseldorf.
Es war viel los. Eine behinderte Person war auf dem WC, eine Rollstuhlfahrerin wartete mit einer Begleitung vor Tür und ich auch.
Die Begleitung sprach mich an, dass ich zu den anderen Toiletten gehen müsse.
Daraufhin sagte ich, dass ich behindert bin und die Toilette nutzen darf.
Die Rollstuhlfahrerin intervenierte direkt: „Weißt du, es gibt auch Menschen mit nicht-sichtbarer Behinderung, die die Toilette nutzen dürfen.“
Daraufhin entschuldigte sich die Begleitung. Worauf ich nur meinte, dass es gar nicht schlimm ist sowas anzusprechen, so lange es eben höflich geschieht.
Und sie hatte mich wirklich neutral-höflich angesprochen.
•Ich finde die Blicke unangenehm und habe immer etwas Angst, dass mich gleich jemand überrascht und rein kommt- vor allem, wenn das Klo direkt gegenüber der Tür ist.
Man geht ja durchaus öfter an Menschen vorbei, die bei dem anderen Klo anstehen und wenn man dann zielstrebig an denen vorbei marschiert, mit einem Schlüssel in der Hand…
Unangenehm… Aber egal..
Maxi:
• Einmal wollte ich bei McDonald’s zur Toilette, weil es aber super dringend war und die andere Toilette so voll war, ging ich mit meinem Euroschlüssel auf die Behinderten Toilette. Die Dame vom Reinigungspersonal wies mich darauf hin, dass diese nur für Menschen mit Behinderung zu benutzen sei. Nachdem ich ihr versuchte zu erklären, dass ich diese berechtigt benutze und dann einfach rein ging, zog sie mich grob am Arm wieder raus.
Mein Freund war so sprachlos, dass er sich darauf auch noch mit einmischte und darauf hinwies, das man nicht alle Behinderungen sieht.
• War ein Jahr in der Mercedes Benz Arena zum Eishockey. Da wollte ich auch wegen der Schlange fix die Behinderten Toilette nehmen. Vor mir ein Mann und zwei Frauen. Der Mann vor mir pochte sehr auf seine Behinderung („steifer Arm“) und das die Frauen vor ihm die Toilette ja gar nicht benutzen dürfen. Was er aber zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnte. Er ging also rein und ich wartete schon auf meinen Einsatz, bzw. seinen dummen Kommentar auch mir gegenüber. In der Zeit, wo er da nun drin war, holte ich meinen Beutel schon vorsorglich aus meiner Leggings und versteckte ihn unter dem Pulli. Er kam dann nun raus und ich wollte direkt in die Toilette. Es kam dann natürlich wie ich dachte von wegen „Sie können doch gar keine Behinderung haben, aber Hauptsache so Leute wie Sie wollen nicht lange warten und sind bequem.“ JETZT, mein Einsatz war gekommen. Ich reiß also mein Pulli hoch und sage zu ihm, das ich 2009, 2012 und 2018 um ein Haar an den ganzen Darm OPs gestorben wäre und ihm ein wenig Respekt und Anstand gut tun würde – und ging ohne seine Gegenworte abzuwarten auf die Toilette. Er wartete auch in dieser Zeit um mich nochmal abzupassen. Aber ganz ehrlich, nach so einer Nummer brauch er da gar nicht sich zu entschuldigen. Schublade, bleibt Schublade.
Leider hab ich in den 15 Jahren Krankheit so viele negative Situationen erlebt, dass es echt schon deprimierend ist.
Bonnie:
Es ist absolut unangenehm, wenn die Behindertentoilette dann auch noch so eine elektrische Schiebetür hat, welche ewig braucht, bis sie zu geht und einfach jeder reinstarrt, während man vermeintlich „gesund“ drin steht.
Jacqueline:
• Ich werde immer wieder dumm angeschaut, wenn ich auf die Behindertentoilette gehe. Einmal wurde ich sogar in der Stadt darauf hingewiesen, dass ich ja nur die saubere Toilette möchte – ich soll doch wie alle normalen Menschen auch auf die normalen Toiletten gehen, ich bin ja kein Rollstuhlfahrer. Ich sagte ihm, dass er gerne meine OP Geschichte und Co für mich übernehmen kann, dann gehe ich gerne ohne Sorge auf die „normale“ Toilette.
• In einer Zeit, als ich (mindestens) sieben Mal am Tag den Stomabeutel wechseln musste, musste ich erst den Hausmeister darum bitten, die Behindertentoilette zu verlassen, damit ich diese nutzen konnte.
Chrissy:
Ich war mal auf einem Weihnachtsmarkt und musste dringend auf Toilette, ist ja mit der Erkrankung nicht selten. Die Schlange vor der normalen Toilette war viel zu lang, bin zu den Betreibern der Toiletten gegangen und habe gefragt, ob sie mir die Behindertentoilette aufschließen. Im selben Moment hab ich denen sogar meinen Schwerbehindertenausweis gezeigt.
Mir wurde vorgeworfen, dieser Ausweis wäre gefälscht, nur damit ich nicht für die Toilette anstehen müsse…
Nach solch einer Aussage fragte ich nach den Vorgesetzten und drohte mit einer Anzeige wegen Diskriminierung Behinderter. Ich durfte am Ende natürlich trotzdem aufs Behinderteklo gehen. Aber eine Entschuldigung? Fehlalarm!
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Vielen Dank liebe Mone ❤️