Woran erkenne ich gute Stoma Therapie?

Wird man nach einer erfolgreichen Stoma Anlage aus dem Krankenhaus entlassen, so kann die darauffolgende Zeit mit einer Vielzahl von Ängsten und Unsicherheiten verbunden sein. 
Folgende Fragen können einem dann durch den Kopf gehen:
Schaffe ich das?
Habe ich alles verstanden?
Was muss ich beachten?
Woran muss ich denken?
Zum Glück ist man nach der Krankenhausentlassung nicht auf sich allein gestellt.
Der Nachversorger ist unter anderem dafür da, diese Fragen zu beantworten und um dir als Stoma Patient gewisse Ängste und Unsicherheiten zu nehmen. Letztlich bekommst du einen Stoma Therapeuten an die Seite gestellt, der für dich da ist. Einen Ansprechpartner zu haben gibt dir Halt und Sicherheit.

Das Ganze hört sich zunächst einmal toll an. So einfach ist das in der Realität unglücklicherweise nicht. Von meiner ersten Stoma Therapeutin habe ich mich leider nur teilweise aufgefangen gefühlt. Statt einer durchweg angemessenen Betreuung, war ich häufig alleine mit all meinen Sorgen und Ängsten. Der Austausch mit anderen Betroffenen hat mir gezeigt, dass ich mit der Problematik nicht alleine bin. Als Konsequenz habe ich inzwischen sowohl meinen Versorger als auch meine Stoma Therapeutin gewechselt (darüber habe ich vor einiger Zeit schon einmal berichtet). Solltest du dich ebenfalls schlecht beraten und aufgehoben fühlen, so kann ich dir nur empfehlen gleiches zu tun. Meine jetzige Stoma Therapeutin hat mir durch ihr Engagement und das vermittelte Wissen zu neuer Lebensqualität verholfen. Ich fühle mich verstanden und vollkommen abgeholt. Inzwischen ist mir bewusst geworden, dass ich bezüglich der Versorgung in der Vergangenheit einige Fehler gemacht habe, die auf eine teilweise minder gute Beratung und Betreuung meiner vorherigen Stoma Therapeutin zurückzuführen sind.

Warum gibt es da so große Unterschiede?

Zunächst einmal ist der Begriff „Stoma Therapeut/in“ nicht geschützt. Das bedeutet, dass jede examinierte Kranken-, Alten- oder Gesundheitspflegekraft sich so benennen darf. Als Nachversorger benötigt man zusätzlich noch einen Medizinprodukte-Schein. Mehr ist hierfür nicht erforderlich. 

Es gibt Fortbildungskurse für die Stoma Therapie, die in der Regel ca. drei bis vier Wochen dauern. In diesen Kursen werden Themenspektren von Physiologie bis hin zu Anatomie besprochen. Zusätzlich wird eine Reihe von möglichen Komplikationen erläutert und es erfolgt eine Schulung der Produkte im Bereich der Stomaversorgung.

Schließlich gibt es noch eine Fachweiterbildung zum Pflegeexperten Stoma-Kontinenz-Wunde. Die Dauer hierfür beträgt anderthalb bis zwei Jahre. In Anbetracht des zeitlich längeren Umfangs kann von einer qualitativ besseren Schulung ausgegangen werden, da in dieser Zeitspanne natürlich deutlich mehr Wissen vermittelt werden kann als in einem drei- bis vierwöchigen Kurs zum Thema Stoma Therapie. Dies lässt sich mitunter an der folgenden Themenvielfalt festmachen:
Physiologie, Anatomie, Komplikationen, Produktschulungen, aber auch Prävention, Psychologie und Ernährung. Die jeweiligen Module werden sehr intensiv besprochen und gelehrt. Zum Abschluss finden mündliche und praktische Prüfungen statt. Außerdem muss eine Facharbeit geschrieben werden.

Ich kann verstehen, dass jemand, der ein gut angelegtes Stoma und auch sonst kaum bis keine Probleme mit der Versorgung hat, nicht die Betreuung eines Pflegeexperten benötigt. Aber Jeder der Probleme hat und sich nicht gut aufgehoben fühlt, sollte einmal darüber nachdenken zu wechseln. 

Stell dir hierfür nur einmal folgende Frage:
Was habe ich zu verlieren?

Wie geht es weiter, wenn du dich zu einem Wechsel entscheiden solltest?

Als erstes solltest du dir überlegen, ob du lediglich deinen Therapeuten wechseln möchtest oder auch Probleme mit dem Versorger (= die Firma, die deine Stoma Produkte liefert) hast. Wenn du bei deinem Versorger bleiben möchtest, kannst du dort anrufen und um einen neuen Stoma Therapeuten bitten. Du kannst deine Probleme und Ängste erläutern und gezielt nach einem Pflegeexperten fragen. Es ist dein gutes Recht kompetent beraten und versorgt zu werden. Du darfst so oft wechseln, bis du dich gut aufgehoben fühlst.
Falls du dich dazu entscheiden solltest, den kompletten Versorger zu wechseln, hast du bei der Suche die Möglichkeit dies mit Hilfe deiner Krankenkasse oder über das Internet zu tun.

Worauf solltest du achten, wenn du eine neuen Therapeuten suchst?

Die meisten Patienten, die ein Stoma bekommen, fühlen sich am Anfang etwas überfordert. Alles ist neu und muss gelernt werden. Wenn du dann von Therapeuten betreut wirst, die kaum Geduld haben und wenig auf deine Sorgen und Ängste eingehen können, macht es die Situation nur noch schwieriger.
Stoma Therapeuten sollten in meinen Augen individuell mit den Betroffenen die Lebensqualität besprechen. Sorgen und Ängste müssen ernst genommen, besprochen und bestmöglich gelöst werden. Eine gute Anleitung ist zwingend erforderlich, um den Patienten ein gutes Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Dabei sollte jeder Schritt gut und verständlich erklärt werden. Wenn es nicht auf Anhieb klappt, ist es eine gute Eigenschaft seitens der Therapeuten Ruhe auszustrahlen und geduldig zu bleiben.
Mindestens genauso wichtig ist es, dass die Stoma Therapeuten Physiologie, Anatomie und Produkte verstehen und anwenden können, um die Patienten bestmöglich zu beraten. Hinsichtlich einer präventiven Behandlung müssen bereits bestehende Diagnosen einbezogen werden. Mir persönlich wurden von meiner ersten Stoma Therapeutin leider viele Dinge empfohlen, die für mich nicht gut waren und meine damalige Situation wahrscheinlich verschlechtert haben.

Fazit:

Es gibt viele Stoma Therapeuten ohne Fachweiterbildung, die mit Herzblut bei der Sache sind, viel Erfahrung haben und dich bestmöglich unterstützen und beraten können. Leider gibt es aber auch einige Therapeuten, die einfach nicht über das nötige Fachwissen verfügen. Das muss nicht einmal bedeuten, dass sie ihren Job nicht mit gutem Willen machen, manchmal wissen sie es einfach nicht besser. Wenn du das Gefühl haben solltest nicht kompetent genug beraten zu werden, ist es durchaus eine gute Möglichkeit, nach einem entsprechenden Pflegeexperten Ausschau zu halten.

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